Erdgasauto: Sinnvolle Alternative zu Benzinern und Dieselfahrzeugen?

Auf der Suche nach Alternativen zum Diesel- oder Benzinmotor stoßen Verbraucher immer wieder auf das Thema „Erdgasauto“. Es gilt neben Elektro- oder Hybridfahrzeugen als umweltfreundlich. Doch ist eine Anschaffung wirklich sinnvoll? In diesem Ratgeber erhalten Sie alle wichtigen Informationen über die Funktionsweise eines Erdgasautos sowie Hinweise zu Vor- und Nachteilen dieses Antriebs.

Elisabeth Schwarzbauer

Autorin für Versicherungsthemen


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Zuletzt aktualisiert: April 27, 2023

Author Elisabeth Schwarzbauer

Elisabeth Schwarzbauer

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Elisabeth ist studierte Physikerin, verantwortet bei uns die Versicherungsthemen und hilft Ihnen Ihr bestes Angebot zu finden. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten mit Ihrer Familie oder mit einem Buch auf der Terrasse (wenn es das Wetter ermöglicht).

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Inhaltsverzeichnis
     

    Kurzüberblick: Erdgasauto

    • Bei einem Erdgasauto handelt es sich um ein Fahrzeug, dessen herkömmlicher Ottomotor nicht mit Benzin, sondern mit Erdgas angetrieben wird.
    • Bei dem verwendeten Erdgas handelt es sich um sogenanntes CNG, ein unter hohem Druck verdichtetes Erdgas.
    • CNG ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung „Compressed Natural Gas“. Aus diesem Grund werden Erdgasfahrzeuge international auch als CNG Vehicle bezeichnet.
    • Die Kompression des Gases für den Betrieb von Fahrzeugen ist notwendig, weil Erdgas in natürlicher Form keine ausreichende Energiedichte besitzt.
    • Wird das Gas komprimiert, steigt die Energiedichte. Somit wird auch das benötigte Tankvolumen reduziert.

    Verbreitung in Deutschland

    Laut Daten des Kraftfahrzeugbundesamtes (KBA) gab es im Jahr 2016 mehr als 97.000 Erdgasfahrzeuge in Deutschland. Damit hat sich die Zahl gegenüber 2004 fast vervierfacht. Werden diese Zahlen allerdings mit den insgesamt 45,8 Millionen PKW verglichen, die zum 1. Januar 2017 laut KBA zugelassen waren, zeigt sich, dass Erdgasautos in Deutschland nur eine sehr geringe Verbreitung haben. Nur zwei von 1.000 PKW sind demzufolge Erdgasfahrzeuge.

    Warum die Zahl an Erdgasautos in Deutschland nicht höher ist, kann auf verschiedene Gründe zurückgeführt werden. Zum einen sind die Anschaffungskosten für diese PKW meist höher. Zum anderen ist die Abdeckung mit Erdgastankstellen bei weitem nicht so hoch wie bei anderen Kraftstoffen.

    Jedoch nimmt die Anzahl der Erdgastankstellen in Deutschland, an denen Erdgas-betriebene Fahrzeuge aufgetankt werden können im Jahr 2022 mit 793 gegenüber dem Vorjahreswert ab. Der Bestand an Erdgastankstellen ist seit 2016 rückläufig.

    Erdgasfahrzeuge von gängigen Herstellern

    Modell Leistung
    Audi A3
    Sportback g-tron
    81 kW (110 PS)
    Fiat Punto
    1.4 8V Natural Power
    57 kW (77 PS)
    Fiat Panda
    0.9 8V TwinAir
    59 kW (80 PS)
    Fiat Qubo
    1.4 8V Natural Power
    51 kW (70 PS)
    Fiat 500L
    0.9 8V TwinAir
    Natural Power
    59 kW (80 PS)
    Fiat Doblo
    1.4 16V Natural Power
    88 kW (120 PS)
    Mercedes-Benz B 200
    Natural Gas Drive
    115 kW (156 PS)
    Mercedes-Benz E 200
    Natural Gas Drive
    115 kW (156 PS)
    Opel Combo
    1.4 Turbo CNG ecoFLEX
    88 kW (120 PS)
    Opel Zafira Tourer
    1.6 CNG Turbo ecoFLEX
    110 kW (150 PS)
    Seat Mii Ecofuel
    1.0 Start&Stopp
    50 kW (68 PS)
    Seat Leon
    1.4 TGI Start&Stop
    81 kW (110 PS)
    Seat Leon ST
    1.4 TGI Start&Stop
    81 kW (110 PS)
    Skoda Citigo
    1.0 CNG Green tec
    50 kW (68 PS)
    Skoda Octavia
    1.4l TSI G-TEC
    81 kW (110 PS)
    VW eco up
    1.0 EcoFuel
    BlueMotion Technology
    50 kW (68 PS)
    VW Caddy
    EcoFuel
    80 kW (109 PS)
    VW Golf TGI BlueMotion 81 kW (110 PS)
    VW Golf Variant
    TGI BlueMotion
    81 kW (110 PS)
    VW Touran TSI EcoFuel 110 kW (150 PS)
    VW Passat TSI EcoFuel 110 kW (150 PS)
    VW Passat Variant
    TSI EcoFuel
    110 kW (150 PS)

    Wie funktioniert ein Erdgasauto?

    Ein Erdgasauto verfügt über einen herkömmlichen Ottomotor. In dessen Zylindern wird ein Gas-Luft-Gemisch verbrannt, das wiederum die Antriebswelle in Bewegung setzt. Es ersetzt das Gemisch von Benzin und Luft.

    Im Handel sind sowohl monovalente als auch bivalente Erdgasautos erhältlich:

    1. Monovalent: In diesem Fall wird das Fahrzeug ausschließlich mit Erdgas betrieben. Auf diese Weise kann eine deutlich höhere Motorleistung erzielt und der Erdgasverbrauch gesenkt werden. Ein Benzintank ist nur für den Notfall vorhanden und zum Beispiel für die Fahrt zur nächsten Erdgastankstelle gedacht.
    2. Bivalent: Diese PKW können sowohl mit Erdgas als auch mit Benzin betrieben werden. Durch den zusätzlichen Benzintank sind bivalente PKW unabhängiger und verfügen über eine höhere Reichweite. Allerdings müssen Verbraucher dafür ein paar Leistungseinbußen hinnehmen.

    Betankung

    Ein Erdgasauto wird an einer entsprechenden Tankstelle wie ein Benzinauto über eine Zapfsäule betankt. Hierfür wird der Stutzen auf die Tanköffnung gesteckt. Erst, wenn alle Verschlüsse richtig dicht sind, startet der Tankvorgang. Hierfür wird das herkömmliche Erdgas aus dem Erdgasnetz verdichtet.

    Das komprimierte Gas wird getrocknet und in einen Zwischenspeicher gelegt. Dadurch werden Vereisungen beim Tanken verhindert. Das Tanken dauert mit Erdgas genauso lang wie mit Diesel oder Benzin.

    Bei manchen Erdgastankstellen wird dem fossilen Erdgas zusätzlich Bio-Erdgas beigemischt. Dabei handelt es sich um Gas, das aus natürlichen Stoffen in Biogasanlagen gewonnen wird. Nach einer Veredelung wird das Gas ins Erdgasnetz eingespeist. Manche Hersteller wie Audi arbeiten darüber hinaus an synthetischem Biogas.

    Erdgas ist nicht gleich Autogas

    Oft werden Erdgasfahrzeuge mit PKW verwechselt, die Autogas tanken. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede zwischen Autogas und CNG.

    Bei Autogas handelt es sich um Flüssiggas, das aus Propan und Butan besteht. Es ist im Handel als sogenanntes LPG erhältlich. Dabei handelt es sich um das Kürzel für „Liquid Petroleum Gas“. Ein Erdgasfahrzeug kann nicht mit Flüssiggas betankt werden. Ebenso kann ein mit Autogas betriebener PKW nicht mit CNG betrieben werden.

    Ebenso wie Erdgas wird auch Autogas durch Steuerbefreiungen vergünstigt. Allerdings wird Autogas auf der Basis von Erdöl hergestellt. Somit ist LPG an Erdöl gebunden und von der Erdölförderung abhängig. Im Betrieb werden weniger Stickoxide als mit Benzin produziert. Allerdings ist der CO2-Ausstoß von Autogas deutlich höher als bei Erdgas.

    Umrüstung auf Erdgasbetrieb

    Fahrzeuge mit Ottomotor können in einer Fachwerkstatt zu einem Erdgasauto umgerüstet werden. Sie haben dann die Möglichkeit, mit beiden Kraftstoffarten zu fahren. Denn in der Regel erfolgt eine Umrüstung für den bivalenten Betrieb mit Benzin und Erdgas.

    Zusatzversicherung bei Umrüstung

    Wenn Sie Ihr Auto auf Erdgasbetrieb umrüsten lassen, kann es sein, dass Sie dadurch die Herstellergarantie für den Motor verlieren. Möglich ist auch ein Garantieverlust für den kompletten Antrieb. Aus diesem Grund sollten Sie eine Zusatzversicherung abschließen, welche mögliche Schäden durch die Umrüstung abdeckt. Motoren mit Benzindirekteinspritzung sowie Dieselmotoren sind kaum oder nur mit sehr großem Aufwand umzurüsten. In der Regel lohnt sich hier eine Umrüstung nicht.

    Vor der Umrüstung wird in der Regel eine Abgassonderuntersuchung durchgeführt. Danach müssen Zuleitungssysteme zum Motor sowie Ventile geändert werden. Darüber hinaus erfolgt der Einbau von Gastanks. Meist werden diese unterhalb der Rücksitze verbaut. Spezielle Sicherheitseinrichtungen sorgen dafür, dass die Druckbehälter sicher bleiben.

    Nach dem Umbau muss die Umstellung vom TÜV oder der DEKRA abgenommen werden. Um eine zusätzliche Genehmigung zu vermeiden, können spezielle Nachrüstanlagen verwendet werden, die bereits vorgenehmigt sind. Sie haben dann die Genehmigung ECE-R 115.

    Ein Sachverständiger prüft das umgebaute Fahrzeug außerdem im Rahmen einer „Gas-Systemeinbau-Prüfung“ (GSP). Die Kosten dafür betragen rund 100 Euro.

    Weitere Kosten können bei einer vorgeschriebenen Prüfung der Tanks entstehen. Diese müssen je nach Modell alle drei oder fünf Jahre vom TÜV kontrolliert werden. Hierfür werden bis zu 600 Euro fällig.

    Die Umrüstung selbst kostet Sie je nach Automodell mit 3.500 bis 5.000 Euro. In der Regel hat sich eine Motorumrüstung jedoch nach ca. 60.000 Kilometern amortisiert.

    Versicherung und Kosten

    Erdgasautos gibt es schon für weniger als 15.000 Euro, zum Beispiel von Fiat. Anderer Hersteller wie Mercedes oder Audi erheben höhere Preise. So kann ein Erdgasfahrzeug im Premiumsegment mit entsprechender Zusatzausstattung auch über 50.000 Euro kosten.

    • Steuern: Erdgas selbst ist dank Steuervergünstigungen deutlich preiswerter als herkömmlicher Kraftstoff. Für die Anschaffung eines Erdgasfahrzeugs gibt es keine Steuervergünstigungen. Die Kfz-Steuer fällt bei Erdgasfahrzeugen in der Regel deutlich geringer aus, da die Steuer neben dem Hubraum auch auf dem CO2-Ausstoß beruht. Da Gas-PKW nur sehr wenig CO2 ausstoßen, sinken die Kfz-Steuern.
    • Rentabilität: Im Internet gibt es zahlreiche Rechner, mit welchen Sie entscheiden können, ob sich ein Erdgasauto für Sie lohnen kann.
    • Versicherung: Ihr Erdgasauto können Sie über eine herkömmliche Kfz-Versicherung absichern. Prüfen Sie im Vorfeld, ob Ihnen der Versicherer eine Umweltprämie gewährt.

    Vor- und Nachteile

    Mit Erdgas betriebene Autos haben Vor- und Nachteile. Als Verbraucher müssen Sie selbst entscheiden, welche Vorzüge oder Nachteile für Sie überwiegen.

    Vorteile

    • Umweltfreundlich: Im Betrieb stoßen Erdgasfahrzeuge deutlich weniger CO2 aus als PKW mit Diesel- oder Benzinmotoren. Die Einsparung liegt bei bis zu 25 Prozent. Kohlenwasserstoffe werden über 30 Prozent weniger und Stickoxide bis zu 95 Prozent weniger emittiert.
    • Günstiger Kraftstoff: Da Erdgas (GNG) noch subventioniert wird, sind die Kraftstoffkosten im Vergleich zu Diesel oder Benzin deutlich geringer.
    • Effizienter: Mit Erdgas betriebene Motoren sollen bis zu zehn Prozent effizienter als Benzinmotoren arbeiten.
    • Weniger Kraftstofftransporte: Erdgastankstellen müssen in der Regel nicht über Tankwagen versorgt werden. Dadurch entfallen LKW-Transporte auf den Straßen und die Umwelt wird weniger belastet.
    • Fördermöglichkeiten: Autofahrer können bei der Anschaffung Fördermöglichkeiten durch Gasversorger nutzen.
    • Geringe Steuern: Aufgrund der geringen Emissionen fallen günstigere Steuern für das Erdgasauto an.
    • Zuschüsse: Die Erdgasautos können durch Zuschüsse der Kommunen finanziert werden.

    Nachteile

    • Infrastruktur: In Deutschland ist das Tankstellennetz für Erdgas nicht flächendeckend ausgebaut. An knapp 1.000 Tankstellen ist Erdgas verfügbar. Darunter kann die Reichweite leiden. Dies gilt vor allem bei Fahrten ins Ausland.
    • Geringere Modellauswahl: Nicht jeder Hersteller bietet ein erdgasbetriebenes Modell an. Somit ist die Auswahl für entsprechende Fahrzeuge eher gering.
    • Hohes Tankvolumen: Durch das größere Volumen des Erdgastanks kann sich die Ladefläche reduzieren.
    • Höhere Anschaffungskosten: Erdgasautos sind bis zu 4.000 Euro teurer als konventionell betriebene PKW. Auch eine Umrüstung auf Erdgas kann bis zu 5.000 Euro kosten.
    • Geringes Kofferraumvolumen: Durch die zusätzlichen Tanks, die ein Erdgasauto benötigt, verringert sich das Volumen des zu beladenden Kofferraums deutlich.

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