Hebelwirkung bei Aktien: Hohe Gewinne und Verluste möglich

Die Börse ist nicht nur ein Handelsplatz für Wertpapiere, sondern in manchen Fällen auch ein hoch spekulativer Aktienmarkt. Anleger haben dabei die Möglichkeit, innerhalb kurzer Zeit phantastische Gewinne zu erzielen. Allerdings können sie in der gleichen Zeit drastische Verluste erleiden. Aufgrund der immer stärker fallenden Zinsen für Anlage-Produkte und den vergleichsweise geringen Gewinnmöglichkeiten mit herkömmlichen Aktien nutzen risikofreudige Anleger verstärkt spekulative Aktiengeschäfte.

Daniel Winterl

Redaktionsleitung FinanceScout24


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Zuletzt aktualisiert: March 24, 2024

Author Daniel Winterl

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Daniel Winterl verantwortet als gelernter Betriebswirt die Finanz- und Versicherungsthemen bei FinanceScout24, um Ihnen die wichtigsten Infos bei ihrer Suche zur Verfügung zu stellen und das richtige Angebot für Sie zu finden.

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Inhaltsverzeichnis
     

    In manchen Fällen wird beim spekulativen Aktienmarkt auch vom Kasino-Kapitalismus gesprochen, da die hochspekulativen Geschäfte nicht mehr mit einem gewöhnlichen Wertpapierhandel, sondern mehr mit einem Kasino gemeinsam haben. Der Anleger investiert dabei nicht mehr in ein Unternehmen und schenkt seinem Erfolg Vertrauen, sondern er „wettet“ regelrecht auf Gewinne oder Verluste. Für die enormen Gewinnmöglichkeiten sorgt dabei die sogenannte Hebelwirkung.

    Die Grundlagen des Aktienhandels

    Bei einem herkömmlichen Aktienkauf sind für Anleger häufig Renditen von bis zu acht Prozent möglich. Dabei kaufen Sie Anteile an einem Unternehmen über die Börse und hoffen auf einen Kursanstieg der entsprechenden Aktie.

    Die Differenz aus dem Betrag, den sie für den Kauf der Aktien investiert haben und dem Ertrag aus dem Verkauf der Aktien ist letztlich der Gewinn. Um die Rendite zu ermitteln, müssen letztlich noch Gebühren für das Depot abgezogen werden.

    Der Aktienhandel an sich ist immer einem Kurs- oder auch Währungsrisiko ausgesetzt. So kann die Veröffentlichung einer Unternehmensbilanz oder der Launch eines neuen Produkts oder sogar nur die Ankündigung eines neuen Produkts zu steigenden oder sinkenden Aktienkursen führen.

    Werden die Aktien zudem noch in Fremdwährungen gehalten, können Verluste oder Gewinne durch den Umtausch in die eigene Währung entstehen. Diese Risiken sind für Anleger in der Regel überschaubar und klar nachvollziehbar.

    Handel mit Optionen

    Während Anleger beim regulären Aktienhandel tatsächlich Anteile erwerben, gibt es mit Optionen noch eine weitere Möglichkeit, an der Börse Geschäfte zu machen. Mit Optionen, die zu den Derivaten gehören, kaufen sich Anleger das Recht, ein Wertpapier zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem bestimmten Wert zu verkaufen oder zu kaufen.

    Durch den Kauf einer Option wird das Recht erworben, einen bestimmten Basiswert zu einem gewissen Zeitpunkt und zu einem zuvor festgelegten Preis entweder zu kaufen oder zu verkaufen. 

    Dieser Wert bezieht sich auf einen Basiswert der Aktie. Um Gewinne zu erwirtschaften, kommt es bei diesem Vertrag auf die Differenz zwischen Basiswert und dem Wert zum festgelegten Termin an. Aus diesem Grund werden diese Kontrakte auch „CFD“ genannt, „Contract for Difference“. Spekulative Aktiengeschäfte bewegen sich demnach im Rahmen des CFD-Handels, dem Handel mit Optionen.

    Der Handel mit CFD erfolgt über sogenannte Broker an der Börse.

    Margin

    Damit ein Anleger das Recht ausüben kann, eine Aktie zu einem gewissen Zeitpunkt zu einem bestimmten Wert zu kaufen oder zu verkaufen, muss er ein Pfand, die sogenannte „Margin“, bei einem Broker hinterlegen.  

    Dies ist der Betrag, der zur Eröffnung sowie Aufrechterhaltung einer gehebelten Handelsposition notwendig ist. Es ist der Unterschied zwischen dem vollständigen Wert des Anlegers und dem Kapital, das von einem Broker zur Verfügung gestellt wurde.

    Die Margin soll dafür sorgen, dass die Anlagesumme „glattgestellt“ und dadurch teilweise für den Broker abgesichert wird. Fordert ein Broker weiteres Kapital zur Absicherung der gekauften Optionen, wird dies auch „Margin Call“ genannt. Dieser Margin Call erfolgt zum Beispiel dann, wenn der Broker schon absehen kann, dass die Sicherheitsleistung aufgrund eines starken Kursrückgangs nicht mehr ausreicht.

    Hebelwirkung

    Beim Kauf von Optionen kann nun schließlich die Hebelwirkung genutzt werden. Der Hebel gibt wieder, in welchem Verhältnis sich der Kurs des Optionsscheins in Bezug auf den Basiswert verändert. Der Basiswert wird auch als Underlying bezeichnet. Mit Hilfe eines Hebels ist es möglich, mit geringem Kapitaleinsatz hohe Gewinne zu erzielen, da das eingesetzte Geld vervielfacht wird. Zugleich kann sich die Hebelwirkung sich auch negativ auf die Investition auswirken, sodass hohe Verluste bis hin zum Totalverlust möglich sind. Der Optionshandel mit Hebeln ist somit sehr risikoreich.

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    Wie funktioniert die Hebelwirkung?

    Die Hebelwirkung lässt sich am besten anhand eines Beispiels erläutern. So kauft ein Anleger 100 Aktien eines Unternehmens, die bei zehn Euro notieren. Zugleich investiert er in Optionen und erwirbt sich damit das Anrecht nach einem Jahr 100 Aktien des gleichen Unternehmens für zwölf Euro zu kaufen. Diese Kaufoptionen werden auch „Call-Optionen“ genannt.

    Er bezahlt für diese 100 Optionen je 1,50 Euro, wodurch er 150 Euro investiert. Diese Optionen haben nun einen Hebel von 10. Dies bedeutet, dass der Anleger von einem steigenden Aktienkurs profitieren kann, und zwar im Verhältnis von 1:10, bezogen auf den Aktienkurs des Unternehmens, in das er investiert hat.

    Sobald diese Aktien nach einem Jahr um zehn Prozent gestiegen sind, also auf 13,20 Euro, hat der Anleger zunächst einen Gewinn von 120 Euro durch den Aktienkauf erzielt. Zugleich steigt der Wert seiner Option durch den Hebel von zehn um 100 Prozent. Die Option ist somit drei Euro wert. Seine Kaufoptionen kann er nun wieder an der Börse verkaufen und damit einen Gewinn von 150 Euro erlösen. Er hat mit dem Kauf der Optionen somit 100 Prozent Gewinn gemacht.

    Jedoch kann sich die Wirkung des Hebels auch in die negative Richtung entwickeln. Verliert der Basiswert der gewünschten Aktie innerhalb eines Jahres um fünf Prozent, sinkt der Wert der Optionen um 50 Prozent. Somit sind aus den 150 Euro, die er in Optionen investiert hat, nur noch 75 Euro geworden.

    Bei diesem Beispiel sind die Zahlen noch sehr niedrig. Sie können sich vorstellen, wie die Gewinne oder Verluste ausfallen, wenn der Anleger anstelle von 150 Euro 150.000 Euro in Optionen mit dem Hebel zehn investiert hat.

    Auswirkung der Margin

    Eine Margin von zehn Prozent bedeutet einen Hebel von zehn. Denn der Hebel berechnet sich aus 100 geteilt durch Margin in Prozent. Also:

    Hebel = 100 ÷ 10 ÷ 100

    Je kleiner die Margin ist, desto mehr Kapital wird letztlich im Verhältnis dazu über die Hebelwirkung bewegt.

    Die Formel für die Berechnung des Hebels bei Optionsscheinen sieht so aus:

    Hebelwirkung = Kurs des Basiswertes ÷ (Bezugsverhältnis × Optionsscheinkurs)

    Nehmen wir an, der Kurs der Aktie liegt bei 30 Euro, der Kurs für den Optionsschein liegt bei vier Euro. Der Anleger benötigt drei Optionsscheine, um eine Aktie zu beziehen.

    Die Rechnung wäre dann folgende:

    Hebelwirkung = 30 Euro ÷ (3 × 4) = 2,5

    Der Hebel würde also 2,5 betragen.

    So wird der Hebel berechnet

    Der Hebel eines Optionsscheins wird aus dem Kurs berechnet, der durch das Produkt aus dem Kurs des Optionsscheins sowie dem Optionsverhältnis dividiert wird: Hebelwirkung = Kurs des Basiswertes ÷ (Bezugsverhältnis × Optionsscheinkurs)

    Anlageklasse Margin (%) Hebel Margin (EUR)
    Optionen 1 100 100
    Optionen 3 33,3 300
    Optionen 5 20 500

    Letztlich gibt der Hebel an, in welchem Verhältnis der Wert des Optionsscheins steigt oder fällt, wenn der Basiswert um eine Einheit steigt oder fällt.

    Direkter und effektiver Hebel

    Wird der Hebel in Bezug auf die Margin berechnet, wird vom „direkten“ Hebel gesprochen.

    Wird der Hebel auf das gesamte CFD-Konto bezogen, wird vom effektiven Hebel gesprochen. Er berechnet sich aus der Marin in Euro multipliziert mit dem direkten Hebel dividiert durch den Kontostand des CFD-Kontos.

    Der direkte Hebel ist in der Regel größer als der effektive Hebel. Denn es ist wichtig, dass das Trading-Konto eines Anlegers höher gedeckt ist als mit der Margin für einen Optionshandel.

    Beispiel

    Margin: Zehn Prozent oder 100 Euro

    Direkter Hebel: 100 ÷ 10 Prozent = 10

    Effektiver Hebel: (100 Euro × 10) ÷ 1.000 Euro = 1

    Chancen und Risiken der Hebelwirkung bei Aktien

    Die Hebelwirkung bei Aktiengeschäften übt auf Anleger eine große Faszination aus. Schließlich lässt sich schon mit geringem Kapitaleinsatz ein hoher Gewinn erzielen.

    Doch wie bei allen Aktiengeschäften gilt auch beim Einsatz von Hebelwirkungen: Je höher die Gewinnmöglichkeiten bei einer Geldanlage, desto höher das Risiko. Aus diesem Grund wird bei Hebelprodukten in der Regel auch nicht von Kapitalanlage gesprochen, sondern von Spekulation.

    Vorteile Nachteile
    • Hohe Gewinne bei geringen Investitionen möglich
    • Enorme Renditesteigerung möglich
    • Zur Absicherung bestehender Positionen geeignet
    • Sehr hohes Verlustrisiko
    • Nicht für Einsteiger geeignet
    • Nicht für ein herkömmliches Anlageportfolio empfehlenswert
    • Selbst bei großer Erfahrung des Anlegers oft unberechenbar

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