Rohstofffonds: Risikoreiche Geldanlage mit Tradition

Rohstoffe bilden das Rückgrat ganzer Industriezweige und Lebensbereiche. So treibt Erdöl noch unsere Fahrzeuge an oder es wird für die Kunststoffproduktion verwendet und Metalle finden für Maschinen Verwendung. Seltene Erden wie Coltan werden in Smartphones verbaut, während Getreide für die Grundnahrung und Viehzucht verwendet wird. Der Handel mit Rohstoffen hat eine sehr lange Tradition.

Daniel Winterl

Redaktionsleitung FinanceScout24


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Zuletzt aktualisiert: April 27, 2023

Author Daniel Winterl

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Daniel Winterl verantwortet als gelernter Betriebswirt die Finanz- und Versicherungsthemen bei FinanceScout24, um Ihnen die wichtigsten Infos bei ihrer Suche zur Verfügung zu stellen und das richtige Angebot für Sie zu finden.

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Inhaltsverzeichnis
     

    So wurden bereits in der Antike Waren gegen Rohstoffe getauscht. Heute können Rohstoffpreise die Entwicklung ganzer Staaten beeinflussen, wie 2015 der stark gesunkene Ölpreis belegt hat.

    Für Anleger sind Rohstoffe seit vielen Jahren interessant. Durch die zunehmende Globalisierung können Preisentwicklungen in Echtzeit an Handelsplätze weitergegeben werden. Diese ermöglichen Anlegern die Teilhabe an den Entwicklungen der internationalen Rohstoffmärkte. Rohstofffonds legen das Geld indirekt an Rohstoffe an, da eine direkte Investition in Rohstoffe für Investmentfonds nicht möglich ist. 

    Während es sich in der Frühzeit des Rohstoffhandels jedoch um den Austausch physischer Waren handelte, investieren Anleger heute in Fonds. Diese bergen sowohl Gewinnchancen als auch hohe Risiken.

    Die Entwicklung des Rohstoffhandels

    Rohstoffe spielen auf der Welt schon seit vielen tausend Jahren eine wichtige Rolle. Nicht umsonst wurden wie die Bronzezeit oder Eisenzeit ganze Zeitalter nach Rohstoffen benannt. Allerdings begann der Handel mit Rohstoffen erst im ausgehenden 17. Jahrhundert mit der Kolonialisierung.

    So wurde in Europa zum Beispiel der Dreieckshandel mit Rohstoffen etabliert. Dabei wurden an der Westküste Afrikas Waren gegen Sklaven eingetauscht. Die Sklaven wiederum wurden auf dem amerikanischen Kontinent an Plantagenbesitzer verkauft, um im Gegenzug Baumwolle oder Edelmetalle zu erhalten.

    Nach dem Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs in der Mitte des 19. Jahrhunderts war Amerika nicht mehr so interessant für den Rohstoffhandel. Somit lagen Afrika und Asien verstärkt im Zentrum des Interesses.

    Die Industrialisierung sorgte schließlich mit Eisenbahnverbindungen, immer größeren Schiffen und Fahrzeugen sowie Produktionsanlagen dafür, dass stetig größere Mengen an Rohstoffen weltweit transportiert und gehandelt werden konnten.

    Durch die Kolonialisierung in Asien und Afrika wurde der Rohstoffabbau bis heute bestimmt. So werden Rohstoffe weltweit überwiegend in der südlichen Hemisphäre abgebaut, während sie in den Industriestaaten des Nordens verarbeitet werden.

    Der Handel mit Rohstoffen erfolgte lange Zeit über die großen Seehäfen Europas, aber auch Länder wie die Schweiz sind bis heute in den Rohstoffhandel eingebunden. Heute werden die meisten Geschäfte mit Rohstoffen direkt über Warenbörsen abgewickelt.

    Die Investition erfolgt also indirekt, indem Anleger Anteile an Fonds oder Zertifikate kaufen, aber keine physischen Rohstoffe. Dahinter steht eine ganz praktische Überlegung: Schließlich können Privatanleger keine Rinderhälften oder Kupferstücke zuhause lagern.

    Rohstoffe auch für Privatanleger handelbar

    Rohstofffonds bieten Anlegern heute die Möglichkeit, in Rohstoffe zu investieren. Über einen Fonds wird von einem Fondmanager Geld bei Kapitalanlegern eingesammelt. Dieses Kapital wird anschließend direkt oder indirekt in Rohstoffe investiert.

    Für Anleger bedeutet die Investition in Rohstofffonds, dass er sich selbst nicht um den Handel mit Rohstoffen kümmern muss. Er überlässt diese Arbeit dem Fondsmanagement.

    Die Investition in einen Rohstofffonds bietet Privatanlegern überhaupt die Möglichkeit, in Rohstoffe zu investieren, da diese meist in sehr großen Mengen gehandelt werden. Für einen Privatanleger ist es demnach unmöglich, die Finanzkraft zum Handel aufzubringen und bei Direktinvestments die Handelsplätze aufzusuchen.

    Die Anlage in Rohstofffonds sollte in der Regel eher langfristig, also über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren erfolgen.  

    In diese Rohstoffe wird investiert

    Als Rohstoffe gelten sowohl Produkte aus dem Agrarsektor als auch aus dem Energiesektor. Darüber hinaus können Anleger bei Rohstoffen in Edelmetalle oder andere Metalle investieren.

    Agrarprodukte Getreide, Soja, Zuckerrohr, Rinder, Kaffee
    Energieprodukte Öl, Gas, Kohle
    Edelmetalle Gold, Silber, Kupfer, Seltene Erden (zum Beispiel Coltan)
    Metalle Eisenerz

    Neben Rohstoffen können Anleger bei Rohstofffonds auch in Unternehmen investieren, die Rohstoffe fördern. Hierzu gehören zum Beispiel Minen oder Agrardienstleister.

    Zu den besten Rohstofffonds im Jahr 2021 zählten der Market Access Rogers International Commodity Index ETF von FundRock. Dieser ETF orientiert sich am Rogers International Commodity Index, kurz RICI.

    Rohstoffe und ihre Eigenschaften im Handel

    Als besonders preisstabile Rohstoffe gelten allgemein Edelmetalle. Ihre Menge ist begrenzt und wächst in der Regel nur sehr langsam.

    Die risikoreichsten Rohstoffe sind diejenigen, deren Förderung von besonders unkalkulierbaren Risiken abhängt. Hierzu zählen wetteranfällige Rohstoffe wie Agrarprodukte oder zum Beispiel Minenprodukte, die in politisch umkämpften Regionen gefördert werden.

    Die meiste Rendite erzielen diejenigen Rohstoffe, deren Nachfrage über einen längeren Zeitraum stetig wächst, deren Gesamtmenge jedoch nicht zunimmt.

    Gold

    Wenn Anleger in den Rohstoff Gold investieren, profitieren sie davon, dass immer nur eine begrenzte Menge vorhanden ist. Ein Vorteil des Rohstoffs besteht darin, dass es im Vergleich zu vielen anderen Stoffen sehr wertstabil ist. Es wird Anlegern empfohlen, einen Teil ihres Portfolios in Gold anzulegen, um bei Finanzkrisen besser abgesichert zu sein.

    Ein weiterer Vorteil von Gold besteht darin, dass relative hohe Werte auch physisch in Form von Goldbarren erworben werden können. Diese Barren lassen sich dann bei der Bank einlagern.

    Holz

    Wer in Holz investieren möchte, sollte längere Laufzeiten einplanen. So benötigt Edelholz meist mehr als zwei Jahrzehnte von der Anpflanzung bis zur Holzernte. Diese Zeit müssen Anleger abwarten, bis sie ihr Investment ausgezahlt bekommen. Allerdings versprechen viele Anbieter hohe Renditen bei Rohstofffonds mit Holz.

    Öl

    Der Ölpreis kann sehr schnell steigen, wenn die ölfördernden Länder die Förderungsmengen drosseln. Anleger, die in Öl investieren, können dann sehr schnell von der Preissteigerung profitieren.

    Allerdings kann sich diese Entwicklung auch ebenso schnell ins Gegenteil verkehren. Im Jahr 2015 haben sich zum Beispiel Verbraucher über niedrige Spritpreise gefreut. Anleger hingegen mussten hohe Verluste hinnehmen.

    Die Ölpreise waren stark gefallen, weil die OPEC, der Zusammenschluss der ölfördernden Länder, keine Drosselung der Fördermengen vorsah und zugleich Länder wie USA oder Kanada neue Ölfördermöglichkeiten nutzten. 

    Weitere Rohstoffe

    Neben den bereits erwähnten Rohstoffen können Anleger auch in Getreide oder Kaffee investieren. Möglich ist außerdem das Investment in Rinderherden oder seltene Edelmetalle. Grundsätzlich gilt hier, dass zwar die Renditechancen steigen, das Risiko aber ebenfalls.

    Indirekte Investition in Rohstoffe

    Die Anlage in Rohstoffe kann indirekt oder direkt erfolgen. Ein Direktinvestment wäre zum Beispiel der Kauf von Goldbarren. Indirekte Rohstoffinvestitionen erfolgen jedoch über Terminkontrakte (Futures) oder Zertifikate.

    Dabei handelt es sich um Termingeschäfte, die einen Basiswert bestimmen und eine Vertragslaufzeit festlegen. Darin wird bestimmt, dass ein Rohstoff zu einem späteren Zeitpunkt zu einem festgelegten Preis verkauft oder gekauft wird.

    Ein indirektes Investment in Rohstoffe bildet der Kauf von Aktien oder Optionsscheinen auf Unternehmen, die Rohstoffe fördern oder Rohstofffonds, die an der Börse gehandelt werden.

    Für Anleger ist es immer einfacher, indirekte Investments zu tätigen. Zum einen wird somit die Teilnahme am Rohstoffhandel schon mit kleineren Geldbeträgen ermöglicht und zum anderen wird die Verwaltung von Fondsmanagern oder Depotverwaltern übernommen.

    Verschiedene Arten der Rohstofffonds

    Es gibt verschiedene Typen von Rohstofffonds. Manche bilden die unterschiedliche Gewichtung des Rohstoffindex ab. Dabei richten sie sich zum Beispiel nach der Preisentwicklung zuvor ausgewählter Rohstoffe. Andere Fonds basieren jedoch auf dem aktiven Kauf und Verkauf von Rohstoffen. Eine weitere Gruppe von Rohstofffonds tätigt nur Investments in einen bestimmten Rohstoff, zum Beispiel in Öl.

    Die Handelsstrategie eines Rohstofffonds kann demnach aktiv oder passiv sein.

    Handel über Terminkontrakte

    Der Handel über Rohstofffonds erfolgt in der Regel über Terminkontrakte. Auf diese Weise können Rohstoffe gehandelt werden, ohne dass der Käufer diese physisch besitzen muss.

    Die Lage auf dem Markt

    Anleger konnten in den letzten Jahren mit Rohstoffen hohe Renditen erzielen. So wird in verschiedenen Medien berichtet, dass manche Investoren den Wert ihres Rohstoffportfolios zum Teil um ein Drittel erhöhen konnten.

    Im Vergleich zu 2015 sind die Rohstoffpreise für Edelmetalle oder Agrarprodukte wieder gestiegen. Besonders bei Edelmetallen haben sich die Preise deutlich erhöht. Diese Entwicklung führen viele Analysten auf die sinkenden Zinserträge bei anderen Anlageprodukten sowie eine allgemeine Unsicherheit nach der Bankenkrise 2008 und 2009.

    Neben Edelmetallen haben auch Holz oder Zucker sowie Sojabohnen im Preis zugelegt. Die Preissteigerungen liegen bei deutlich mehr als zehn Prozent. Bei Sojabohnen sind es sogar mehr als 20 Prozent pro Scheffel.

    Welche verschiedenen Anbieter gibt es?

    Rohstofffonds werden in Deutschland von verschiedenen Fondsgesellschaften wie zum Beispiel DWS, einer Gesellschaft der Deutschen Bank Gruppe, angeboten. Anbieter für entsprechende Fondsanlagen sind darüber hinaus Privatbanken wie die Commerzbank oder öffentliche Banken wie die Sparkassen.

    Privatanleger können in die verschiedenen Rohstofffonds schon mit einem geringen Startkapital investieren. 

    Chancen und Risiken

    Angelegtes Kapital in Rohstofffonds kann das Anlageportfolio von Anlegern erweitern und Kursverluste ausgleichen, da sich die Rohstoffpreise allgemein unabhängig von Börsenkursen entwickeln. Zudem bieten Rohstofffonds oftmals höhere Renditen als herkömmliche Fonds.

    Allerdings ist diese Anlageform nur für risikofreudige Anleger geeignet. Denn letztlich besteht bei Rohstofffonds immer auch die Gefahr eines Totalverlusts.

    Vorteile Nachteile
    • Die Rohstoffpreise und damit die Rohstofffonds können sich meist unabhängig von Aktienmärkten entwickeln. Dadurch können Rohstofffonds Verluste in anderen Anlageklassen verringern.
    • Der Bedarf an Rohstoffen steigt und damit auch die Nachfrage.
    • Anleger benötigen keinen physischen Kauf von Rohstoffen, wenn sie in Fonds investieren.
    • Mit Rohstofffonds können Anleger sowohl von Kurs- als auch Währungschancen profitieren.
    • Durch die Nutzung von Fonds wird das Risiko gestreut.
    • Der Rohstoffhandel unterliegt großen Preisschwankungen.
    • Beim Handel mit Rohstoffen besteht ein erhöhtes Währungsrisiko, da sie meist in Abhängigkeit von US-Dollar gehandelt werden.
    • Politische Entscheidungen oder Kartelle (zum Beispiel beim Öl die OPEC) können die Preise stark beeinflussen.
    • Die Witterung hat starken Einfluss auf die Förderung oder Lieferung von Rohstoffen und somit auf deren Preisentwicklung.

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